Eine Plastiktüte im Wind, ein bunter Regenschirm an der Straße, ein roter Luftballon oder eine unvorhergesehene Straßensperrung
- scheinbar ganz alltägliche Dinge, können für Pferd und Reiter gefährlich werden. Denn: Pferde sind Fluchttiere. Um schwere Unfälle zu vermeiden, organisiert der Ingelheimer Reiterverein (IRV) regelmäßig Lehrgänge, die die Gelassenheit von Pferd und Reiter trainieren. Und so mussten die Pferde am 18. und 19. März 2023 im IRV mit ihren Besitzern an bunten Luftballons vorbei, über eine Wippe und unter einer Brücke durch, an der viele bunte Bälle hingen. Eine große Herausforderung, der sich alle stellten.
Auch dieses Mal nutzten IRV- Mitglieder, aber auch viele Pferdebesitzer aus umliegenden Reitstellen die Gelegenheit, sich und ihr Pferd auf schwierige Situationen in der Halle, auf dem Platz oder im Gelände zu rüsten. Die jüngsten Pferde – die Dreijährigen Youngsters „Miss Peanut“ und „Harlekin“, stellten sich mutig dem aufgebauten Parcours und wuchsen regelrecht über sich hinaus. Den 30-jährigen Mattys, der schon viele Kurse der Trainer absolviert hat, konnte lediglich der Feuergeruch etwas beeindrucken. Er ging trotzdem gelassen an den brennenden Fackeln vorbei.
Egal, ob Freizeit- oder Turnierreiter, die Kommunikation zwischen Tier und Mensch steht immer im Vordergrund, so die Ausbilder Regine und Kersten Klophaus. Ihre Erfahrungen als Polizeireiter gaben sie an die Lehrgangsteilnehmer in einer eins zu eins Betreuung und in intensiven Theoriestunden engagiert weiter. Kersten Klophaus war unter anderem jahrelang Leiter der Polizeireiterstaffel Westfalen, Regine Klophaus bildet zum Beispiel Dienstpferde aus, die später auf großen Demonstrationen ihren Job machen sollen. Zwar sind solche Extremfälle für den Freizeitreiter eher selten, trotzdem sei es unheimlich wichtig, die Signale eines Pferdes zu verstehen, so die Trainer. Pferde könnten nämlich sogar auch den Gesichtsausdruck eines Menschen interpretieren und darauf reagieren. Die Trainer analysierten die Teilnehmer in jeder Situation und halfen ihnen, schwierige Momente stressfrei zu überwinden. „Was für die einen normal sei, ist für die anderen ein Riesenerfolg“, so Karsten Klophaus. „Wir möchten, dass die Reiter sich selbst reflektieren: Wie bewege ich mich? Wie atme ich? Wie wirke ich auf mein Pferd?“ Denn: „Kommunikation ist keine Einbahnstraße“, da sind sich die Polizeireiter sicher. Fazit: Das Problem läuft also meistens nebenher oder sitzt obendrauf. Am Ende dieses spannenden Wochenendes sah man so manches Pferd neben seinem zufriedenen Besitzer entspannt gähnen - sogar direkt neben den flatternden bunten Luftballons in der Reithalle.